Sicher lieben Sie Tiere, besonders Pferde. Damit sind wir schon beim Thema. Die Faszination des Pferdes sollte die Grundlage sein, wenn wir mit ihm arbeiten wollen – und natürlich Fachwissen. Aber Fachwissen, auch das beste, reicht nicht, wenn die Faszination fehlt. Dann ist es lediglich eine laue Beziehung. Und diese Faszination war bei mir auch die Grundlage, um mit diesen herrlichen Tieren in Kontakt zu treten und mit ihnen zu arbeiten. Zuerst als Neunjähriger auf dem Feld mit dem kräftigen Burgdorfer Franz, dann als Teenager mit dem hart und selbst verdienten Geld bei einer Reitlehrerin, die mich schon damals eines lehrte – Leichtigkeit in der Hand. Das war in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts beileibe keine Selbstverständlichkeit… Dann die Zeit beim Militär. Fw Adjutant Cardinaux erkannte meine Faszination und gab mir auch gut ausgebildete Pferde zu reiten – merci Monsieur! Und dann der Circus - meine grosse Liebe. Ich war 4 Jahre alt, als ich mit meiner Mama die Knie-Menagerie – heute Zoo genannt – besuchen durfte. Und wieder diese Faszination, diese Pferde – ich war hingerissen. Und ab 21 dann erlebte ich den Zauber und die harte Arbeit im Circus und durfte später von Herrn Fredy seniors immensem Wissen profitieren. Danke Herr Fredy! Die Familie Knie waren und sind meine Vorbilder in der Arbeit mit Pferden.
Ein aufrichtiger Dank gilt auch Pedro Baptista d`Almeida, Oberbereiter des Staatsgestüts in Portugal. Pedro war ein Mensch mit einem grossen Charisma und mit Niveau. Sein Feingefühl und seine Ruhe befähigten ihn, im Unterricht punktgenau die treffenden Korrekturen anzubringen. Unterricht mit ihm war für mich immer ein Erlebnis. Noch immer höre ich ihn: «Martin, now we are going to dance» und der Lusitano-Hengst Paco, den ich von Fredy Knie übernehmen durfte, zeigte seine schönste Piaffe.
Es war von Anbeginn mein Bestreben, dass im Unterricht Respekt, Verständnis, Einfühlungsvermögen und Geduld die ständigen Begleiter sind. Deshalb auch der relativ einfache Name meiner Homepage mit-dem-pferd. Alles, was wir machen, machen wir mit nicht gegen das Pferd. Nicht jedes Pferd ist gleich talentiert und gymnastiziert. Die Reiterin, der Reiter ist verpflichtet, mit einer aufbauenden Arbeit die Grundlagen zu schaffen, dass das Pferd körperlich und mental fähig ist, unter Einsatz feiner und korrekter Hilfen das Gefragte auszuführen. Konsequenz darf nicht mit Druck verwechselt werden. Auch wenn das Training anspruchsvoll wird, die Psyche des Pferdes muss intakt bleiben.
Nicht jedes Pferd lernt gleich schnell. Bei manchen zeigt sich erst im Laufe der Arbeit, dass sie an ihr Limit geraten. Dann muss man die Grösse haben und sagen. «Es ist, wie es ist. Machen wir aus den vorhandenen Möglichkeiten das Beste, zugunsten des Pferdes. Diese Tatsachen sind als Reiter nicht immer leicht zu akzeptieren, vor allem, wenn jemand vorher ein Pferd besass, mit dem er grosse Erfolge feiern durfte. Jetzt greift die Lebensschule. Kreativität, Nachsicht und Verständnis sind gefragt. Eines ist sicher: Zeit in der Ausbildung schafft meistens Positives. Wichtig ist, dass das Training, sei es auf dem Platz oder im Gelände zum Erlebnis wird – immer und immer wieder von Neuem.
In diesem Sinn, viel Freude mit Ihrem Pferd
Ihr Martin Bieli